Nachhaltige Entsorgung von Elektroschrott: Elektronikfertigung rückwärts denken

Nachhaltige Recyclingprozesse sind heute so wichtig wie nie, denn in unseren ausgedienten Elektrogeräten schlummern wahre Schätze.

Für die meisten Projekte stehen die Produktionsschritte bei A+B Electronic schon zu Beginn fest: Wir kaufen Leiterplatten sowie Bauteile und fügen diese in der Leiterplattenbestückung zusammen. In vielen – wenn nicht allen – Komponenten sind kritische Materialien verbaut, die weltweit mühevoll abgebaut werden müssen. Als Elektronikfertiger stand bei uns die Rückgewinnung der Ressourcen am Ende des Produktlebenszyklus weniger im Fokus. Zusammen mit Reco-eWaste arbeiten wir an Möglichkeiten, um aus linearen Fertigungsprozessen einen nachhaltigen Kreislauf zu machen.

Was interessiert Sie an diesem Thema besonders?

Sekundärrohstoffe nachhaltig gewinnen

Gerade im Bereich von elektronischen Endgeräten werden die Produktlebenszyklen heute immer kürzer geplant. So kommen in immer kürzeren Abständen neue Geräte auf den Markt, die mehr leisten können. Wechselnde Kundenansprüche und neue Wertschöpfungsketten führen zu Veränderungen in der Entwicklung und Herstellung von Elektrogeräten. Dabei werden Rohstoffe benötigt, die unter schwierigen Bedingungen abgebaut werden müssen. Das wirkt sich schon heute negativ auf Menschen und Umwelt aus. Bei einem steigenden Bedarf sinkt gleichzeitig die Menge an verfügbaren Ressourcen. Recycling könnte hier eine Lösung sein. Allerdings werden Elektrogeräte in der Regel nicht vollständig recycelt. Vielmehr werden nur einige Elemente getrennt und die weniger wertvollen Materialen verbrannt. Für Rudolf von Stokar entstand hieraus eine Idee:

„Was, wenn wir in Zukunft neue Rohstoffe nicht mehr in Minen abbauen müssen, weil wir auf bestehendes Material durch Recyclingprozesse zurückgreifen können? Das wäre ein geschlossener Kreislauf, eine Kreislaufwirtschaft oder auch ein ‚Cradle to Cradle‘-Ansatz."

Worum geht es bei Reco-eWaste?

Aus der Idee wurde die Reco-eWaste, ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb für den Bereich e-Recycling. Hier wird Elektronikschrott recycelt – klassischerweise Computer, Smartphones oder auch Kabelreste etc. Ebenso werden dort Industriebatterien aus Elektrofahrzeugen und auch kleinere Batterien z.B. aus E-Scootern verwertet. Sämtliche Geräte und Komponenten werden zerlegt und der Produktionsprozess rückgängig gemacht. Dadurch werden diese Komponenten bis auf die Rohmaterialien recycelt und die enthaltenen Metalle wie z.B. Eisen, Kupfer, Rhodium, Wolfram, Titan, Neodym, Lithium, Kobalt und Aluminium zurückgewonnen. Dies erfolgt in einem innovativen, chemiefreien und schonenden Verfahren.

v.l.n.r. Klaus Rupprecht, Vertriebsleiter A+B Electronic & Rudolf von Stokar, Geschäftsführer Reco-eWaste

Wofür steht Cradle to Cradle?

Cradle to Cradle, oder auch "von Wiege zu Wiege" steht für eine Kreislaufwirtschaft, in der Materialien ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden können. Bei dem Ansatz ist die gleichbleibende Qualität wichtig, sodass alle in der Produktion verwendeten Rohstoffe wiederverwendet oder biologisch abgebaut werden können, um so weiteren Produktionsprozessen zu dienen. Der Ansatz steht im Gegensatz zu den linearen Produktionsprozessen, die nach der Redewendung "Cradle to Grave" nur von der Produktion bis zum Verbraucher rechnet. 

Entsorgung von Elektrogeräten: Die umgekehrte Elektronikfertigung

Was den Ansatz der Reco-eWaste so besonders macht, ist nahezu eine 1-zu-1 Umsetzung von Elektroschrott in wertvolle Sekundärrohstoffe. Auf diese Weise entsteht ein geschlossener Kreislauf, in dem die Ressourcen fast vollständig wiedergewonnen werden können. Der Prozess besteht grob beschrieben aus drei Schritten:

Step 1 – sammeln & zerlegen

Die Elektrogeräte werden bei der Reco-eWaste gesammelt, gesäubert und zerlegt. Elemente, die nicht aus Metall bestehen wie z.B. Kunststoffe, werden in diesem Prozess gesondert recycelt. Metalle wiederum werden getestet, um ihre Zusammensetzung zu bestimmen, bevor sie weiter in den Extraktionsprozess gegeben werden.

Step 2 – trennen

Die Metalle werden aus dem Abfall einzeln extrahiert. Die Elemente werden durch eine Reihe von katalytischen Reaktionen voneinander getrennt. So kann ein Bauteil zum Beispiel zuerst von dem Gold getrennt werden, dann von dem Kupfer und Aluminium. Wichtig dabei: Die Katalysatoren sind lebensmittelecht und verunreinigen das Abwasser nicht.

Step 3 – rückgewinnen

Das zurückgewonnene Material wird in Pellets umgewandelt und je nach Bedarf mechanisch zerkleinert. Dabei wird die Materialreinheit durch eine Kombination aus Reinigungs- und Siebschritten verbessert. Gleichzeitig wird auch die Pulverpartikelgröße reduziert. Die kleinsten Partikel können so zum Beispiel bis zu 20 Nanometer klein sein.

Kupferpellets (links) werden im Laufe des Prozesses zu immer feineren Pulvern verarbeitet

Die Materialien werden in großen Flüssigkeitstanks voneinander getrennt und in Pellets oder Pulver verarbeitet. Das feine Pulver kann anschließend zum Beispiel im medizinischen Bereich für die additive Fertigung genutzt werden. Denn bei medizinischen Endprodukten hat der Pulverdurchmesser einen direkten Einfluss auf die Oberflächenqualität und die einfache Reinigung.

Durch die vollständige Umsetzung aller Elemente ist der Aufwand aber auch höher als bei anderen Recyclingprozessen und es braucht insgesamt mehr Zeit.

„Aber der höhere Aufwand ist es wert, denn am Ende liefert es auch ein besseres Ergebnis. Die schon verarbeiteten Rohstoffe werden in ihre initiale atomare Struktur zurückversetzt und können so erneut in Produktionen genutzt werden.“

Rudolf von Stokar
Geschäftsführer Reco-eWaste

Was unterscheidet diesen Ansatz von dem klassischen e-Recycling?

Bisher beschränkt sich das Recycling von ausgedienten Elektrogeräten oftmals auf Massenmetalle wie Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium und Edelmetalle. Diese sind leicht zurückzugewinnen, während Rohstoffe wie seltene Erden, Tantal, Gallium und Indium globale Recyclingraten von unter einem Prozent haben. Das liegt daran, dass sie nur in geringen Mengen und sehr komplex in Elektrogeräten verbaut sind, wodurch der Verwertungsprozess sehr aufwendig ist. An dieser Stelle müssen Technologien zum e-Recycling ansetzen, was sich auch von Stokar mit seinem Unternehmen zum Ziel setzt.

Alte Elektrogeräte werden zum Beispiel im Verwertungsprozess verbrannt. Aus der entstehenden Schlacke werden Edelmetalle und seltene Erden selektiert. Der Rest wiederum wird wiederum exportiert, z.B. nach Afrika, wo weitere Materialien wie Kupfer extrahiert werden. Es entstehen hohe Kosten, Luftverschmutzung und Gefährdungen für die Gesundheit der Menschen. Reco-eWaste setzt auf eine Zerkleinerung der Teile und einer Lösung der Rohstoffe in einem Wassertank.

Die häufigsten Fragen

Computer, Laptops, Smartphones, Kabelreste, Industriebatterien, Rohre, Messing, Bronze, Alt-Kupfer, Schmuck, Silber etc.

Elektroaltgeräte werden sowohl von Privatleuten abgegeben, aber auch im großen Stil von Unternehmen angeliefert. Je nachdem, ob es vorsortiert ist, wird es anschließend weiterverarbeitet.

Gestartet wurde einmal mit 50 kg pro Tag, aber heute können bereits rund 800 kg Elektroschrott pro Tag verarbeitet werden. Von 800 kg gehen anschließend fast 790 kg in die Wiederverwertung und können so in neuen Produkten verwendet werden.

Wie wir und unsere Kunden von dem Recycling zu Sekundärrohstoffen profitieren können

Der große Vorteil: Wenn man als Unternehmen im großen Stil Altgeräte abgibt, weiß man über einen zertifizierten Entsorgungsbetrieb genau, wo und wie die Materialien verarbeitet werden. Gleichzeitig ist es so möglich die rückgewonnen Sekundärrohstoffe bei Bedarf zu einem guten Preis wieder anzukaufen. So wird ein Kreislauf der Ressourcen gewährleistet, bei dem alles was zu 100% recycelt und dem Prozess wieder zugeführt wird.

Sie haben Bedarf an einer Rückführungslogistik für Ihre ausgedienten Elektronikgeräte? Dann lassen Sie uns gerne dazu sprechen. Gemeinsam mit Reco-eWaste können wir Ihren Elektroschrott kostenfrei annehmen. Sie müssen sich keine Sorgen um Gebühren oder Kosten für die Abgabe machen und wir führen die Rohstoffe in einen nachhaltigen Recyclingprozess zurück.

Weitere Leistungen

Mit drei Selektiven Lötanlagen und zwei Wellenlötanlagen können wir für alle technologischen Gegebenheiten qualitativ hochwertige THT-Bestückungen anfertigen.

Unser Service als EMS-Partner, wenn Sie Ihre Gerätemontage auslagern möchten.

Für eine zusätzliche Qualitätskontrolle bieten wir Ihnen eine gemeinsame Planung eines Prüfkonzeptes Ihrer Baugruppen oder Geräte an.