Entwicklungen im Bauteilmarkt: Wie geht es 2024 weiter mit aktiven und passiven Bauteilen?

Während wir uns vor knapp 2 Jahren noch mitten in einer akuten Bauteilkrise befanden, hat sich die Lage am Halbleitermarkt seitdem etwas entspannt.

Inzwischen liegen die Lieferzeiten für viele aktive Bauteile wieder bei 3 bis 4 Monaten, und nicht mehr bei 1 bis 2 Jahren. Die Lagerbestände sind wieder gut gefüllt, sei es bei den Herstellern, Distributoren oder uns EMS-Dienstleistern. Aktive Bauteile lassen sich wieder zu verträglichen Preisen und Lieferzeiten bestellen, was uns als Elektronikfertiger und vor allem auch unsere Kunden sehr freut. Es zeichnen sich jedoch schon neue Probleme am Horizont ab, über die wir mit unserem strategischen Einkauf gesprochen haben.

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Das Problem: Hersteller fahren Fertigungskapazitäten herunter

Bei unseren Distributoren werden erste Stimmen laut, die nur von einer vorübergehenden Beruhigung der Lage sprechen, sowohl bei den aktiven als auch bei den passiven Bauteilen. Das Pendel könnte nun in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen. In den letzten Jahren waren die Fertigungskapazitäten bei großen Herstellern wie z.B. Texas Instruments voll ausgelastet, die Nachfrage war größer als das Angebot. Die Produktionen liefen auf Hochtouren und trotzdem konnten nicht alle Bedarfe zeitnah gedeckt werden. Mittlerweile ist eher das Gegenteil der Fall.

Die Auftragslage der Elektronikindustrie verzeichnete schon im letzten Jahr einen leichten Rückgang. Gleichzeitig sind die Lager gefüllt, sodass weniger Bauteile bestellt werden. Große Halbleiterhersteller in Asien und den USA reagieren darauf, indem sie selbst ihre Fertigungskapazitäten herunterfahren. Fachpersonal wird entlassen und somit werden weniger Bauteile produziert. So werden bei sinkender Auftragslage die Preise für die Bauteile stabil gehalten bzw. sogar erhöht. Für uns ist dabei ein besorgniserregender Faktor, dass diese Kapazitäten nicht sofort wieder aufgebaut werden können, wenn sich die Auftragslage in der Industrie ändert.

Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch: Der Trend geht dahin, elektronische Produkte wieder vermehrt regional hier in Europa herzustellen. Dazu werden laufend neue Produkte entwickelt und über EMS-Dienstleister gefertigt. Die Nachfrage bei den Herstellern wird somit in jedem Fall wieder steigen. Fraglich ist jedoch, ob die Bedarfe dann gedeckt werden können. Wenn die Auftragslagen wieder steigen und wegen fehlender Bauteile dann keine Produktion anlaufen kann, sind große Probleme vorprogrammiert.

„Hier in Deutschland haben wir zum Beispiel das Instrument der Kurzarbeit. Das gibt es im asiatischen Raum oder in den USA so aber nicht. Dadurch ist es viel schwieriger die Fertigungskapazitäten schnell wieder aufzustocken.“

Marcus Hartwig
Leiter strategischer Einkauf
A+B Electronic

Wie schnell können Fertigungskapazitäten bei Herstellern wieder erhöht werden?

Schätzungen für den Markt der passiven Bauteile geben an, dass es rund 6 Monate dauern wird, bis die Kapazitäten bei den Bauteilherstellern wieder voll hochgefahren sind. Fachpersonal, das aktuell entlassen wird, muss neu eingestellt und eingearbeitet werden. Bis die geänderten Kapazitäten dann bei uns in der Elektronikfertigung ankommen, vergehen nochmal 2 bis 3 Monate. Insgesamt muss man hier also mit einem Anpassungsfenster von einem Dreivierteljahr rechnen.

Mögliche Prognose: Verschlechterung zum 4. Quartal 2024

Eine genaue Prognose ist auch für unseren strategischen Einkauf wie der Blick in die Glaskugel. Bis dato gibt es vage Anzeichen, Warnungen von unseren Distributoren und aus Expertenrunden. Aber auch wir merken: Während zum Jahreswechsel 2024 die Lagerstände an Bauteilen in den Systemen unserer Distributoren noch positiv aussahen, dünnen die Bestände an manchen Stellen bereits aus und werden nicht entsprechend schnell aufgefüllt.

Auch wenn es die Lage am Markt aktuell noch nicht deutlich zeigt, kann es unter Umständen im vierten Quartal 2024 wieder zu Verknappungen kommen, dieses Mal künstlich herbeigeführt durch die niedrigen Fertigungskapazitäten der Bauteilhersteller. Wir geben diese Informationen auf Basis von aktuellen Einschätzungen, diese können sich natürlich noch ändern.

„Wir empfehlen unseren Kunden, die Entwicklungen im Blick zu behalten und bei Bedarf entsprechend zu reagieren. Bedarfe sollten bei den Fertigern mit einiger Vorlaufzeit platziert werden.“

Timo Behnken
Abteilungsleiter Einkauf
A+B Electronic

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Unsere Empfehlung: Mit 1 Jahr Vorlaufzeit planen

Es ist keine neue Empfehlung, die wir unseren Kunden damit geben. Schon während der letzten Jahre haben wir für langfristige Planungen plädiert – und das ändert sich nicht. Aktuell können aktive Bauteile zu guten Preisen und Lieferzeiten bestellt werden. Und fehlen doch einmal Bauteile, lassen sich die Lücken noch kurzfristig schließen. Wie es gegen Ende des Jahres aussieht, fällt auch uns sehr schwer einzuschätzen. Was wir aber wissen: Distributoren warnen vor einer neuen, diesmal künstlichen, Verknappung.

Bei A+B Electronic sind wir durch unseren strategischen Einkauf und unser Warenlager gut gerüstet, und können noch flexibel auf die Marktentwicklungen reagieren. Es ist ratsam, jetzt von den derzeit vernünftigen Konditionen zu profitieren und langfristig zu denken. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass eine rechtzeitige Beschaffung von Bauteilen entscheidend sein könnte, um mögliche Engpässe zu vermeiden.

Es ist wichtig zu betonen, dass es derzeit Anzeichen für eine mögliche Verschlechterung der Lage gibt, jedoch keine endgültigen Belege dafür vorliegen. Trotzdem sollten Sie vorausschauend planen und sich bewusst sein, dass sich die Situation schnell ändern kann. Insgesamt ist es wichtig, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um sich auf mögliche Herausforderungen vorzubereiten. Wir stehen Ihnen bei Fragen und für weitere Informationen gerne zur Verfügung.